Vinh

300 km südlich von Hanoi liegt die Provinzhauptstadt Vinh. Zwischen 1964 und 1972 wurde die Stadt wiederholt zum Ziel US-amerikanischer Luftangriffe, welche die Infrastruktur völlig zerstörten. Im Mai 1973 erfolgte ein Hilfegesuch zum Wiederaufbau an die DDR, woraufhin eine Delegation unter der Führung des stellvertretenden Ministers für Bauwesen nach Vinh reiste, um die Durchführung der Maßnahmen zu prüfen. Dies markiert den Beginn der Vietnamesisch - Deutschen Freundschaftsgesellschaft der Provinz Nghe An und wird gleichzeitig als Vorzeigeprojekt sozialistischer Zusammenarbeit gesehen.

Unweit der Provinzhauptstadt Vinh befindet sich das kleine Dorf Kim Lien. In einer dieser Hütten (oben) wurde am 19. Mai 1890 der Revolutionsführer und späteres Staatsoberhaupt Ho Chi Minh geboren. Bis heute wird der Gründervater des heutigen Vietnam als Nationalheld gefeiert, andere sehen in ihm einen rücksichtlosen Diktator und Massenmörder. Niemand spricht ihm jedoch sein außergewöhnliches Beharrungsvermögen, seine diplomatische Rafinesse und die auffallende Pragmatik ab, welche sein politisches Handeln bestimmten. Gewalt lehnte er oft solange ab, wie es die diplomatischen Mittel erlaubten. Und auch auf die von den Franzosen vielfach missachteten Abkommen reagierte er in erster Linie auf diplomatischem Weg.                                                                                                                     

Mit Anfang 20 heuert er auf einem französischen Schiff an und lebte zeitweise in Boston, New York, London und in Frankreich. Er ist begeistert von der amerikanischen und französischen Revolution, dem Freiheits- und Demokratiegedanken. Doch was er sieht, hat mit diesen Idealen nichts gemein: In Amerika beobachtet er die Unterdrückung der Schwarzen, in Frankreich die Diskriminierung von Arabern. Sein erster Auftritt in der Öffentlichkeit wird zu einer bitteren Erfahrung: Gemeinsam mit einem Landsmann entwirft er 1918 eine Petition, welche im Rahmen des Versailler Friedensvertrags mehr Bürgerrechte in der französischen Indochina-Kolonie einfordert. Immerhin riskierten während des Ersten Weltkriegs 100.000 Vietnamesen auf den europäischen Kriegsschauplätzen ihr Leben für die Grande Nation. Außerdem verhieß der Rahmen der Verhandlungen unter der Führung Woodrow Wilsons und seine Aufforderung zu mehr Souveränität der kolonialisierten Völker eine geeignete Grundlage für diese Bestrebungen. Doch die Petition wird ignoriert. Im darauffolgenden Jahr wurde die französische kommunistische Partei gegründet, der sich Ho Chi Minh anschloss.

© Copyright 2018 Alle Texte und Fotografien sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, einschließlich der Vervielfältigung, Veröffentlichung Bearbeitung und Übersetzung, bleiben vorbehalten. Das Urheberrecht liegt, soweit nicht ausdrücklich anders gekennzeichent, bei Enrico Schierer. Texte von Enrico Schierer. Fotografien von Thiemo Kremser, Maximilian Hammer, Christoph Grynaeus und Enrico Schierer. 
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